Schulgeschichte

Vorwort

Vor dreißig Jahren, am 30.12.1952, stellte sich das neuerbaute Gymnasium Hausach mit einem "Tag der offenen Tür" der
heimischen Bevölkerung und den Bewohnern seines Einzugsgebietes vor. Vieles hat sich seither verändert.

Am Anfang einer erfreulichen Entwicklung stand eine bescheidene Schülerzahl und ein kleines Lehrer- kollegium, im Vergleich
mit heutigen Verhältnissen. Ein sprunghafter Anstieg der Schülerzahl, den damals niemand voraussehen konnte, veränderte das Äußere des Gymnasiums und das Leben in der Schule von Jahr zu Jahr.

Die Veränderungen der letzten 30 Jahre zu rekonstruieren, erforderte viel Kleinarbeit, da nur bis 1960 eine Chronik von der Lehrerin Gretel Schmieder geführt wurde, doch der Chronist erhielt von mehreren Seiten freundliche Unterstützung.Sein Dank gilt der Schulleitung des Gymnasiums, Herrn Oberstudien- direktor Zeller, den Sekretärinnen Frau Anderwald und Frau Zehnle, der Stadt Hausach, insbesondere Herrn Rupp und Herrn Tappert. Albert Reichenbach, Peter Lohmann, Hanspeter Frech, Benno Volk, Gretel Schmieder, Arthur Martin (ehemaliger Bürgermeister von Wolfach), Eugen Heizmann (ehemaliger Bürger- meister von Hausach) und Ernst Bächle (Stadt Wolfach) halfen Informationen zu beschaffen. Uneigennützig stellte die
Hausacher Firma Foto Götze ihr Fotoarchiv zur Verfügung, um die Chronik durch Bildmaterial zu ergänzen. Die Bezirkssparkasse Zell - Harmersbach förderte tatkräftig das Zustandekommen dieser Chronik.

Oberharmersbach/ Hausach, im November 1981

Karl -August Lehmann (Chronist)


Jahre des Aufbaus

Die Anfänge des Gymnasiums Hausach sind in der ehemaligen Kreisstadt Wolfach zu suchen. Für den damaligen Amtsbezirk
wurde in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts, vor allem auf private Initiative hin, eine sogenannte "Bürgerschule" eingerichtet,
deren Ziele sich am damals geltenden Realschullehrplan orientierten.

In vier Klassen, Sexta bis Untertertia, d.h. 5. - 8. Klasse, wurden 80 - 100 Schüler unterrichtet, die aus einem kleinen, von
Oberwolfach bis Hausach sich erstreckenden Einzugsgebiet kamen. Platz und Baulichkeiten ließen zu wünschen übrig. Nur behelfsmäßig war dieser Schul- zweig, den man in den 30er Jahren zum Progymnasium aufstockte, im oberen Teil des Rathauses unter- gebracht. An eine Verbesserung der schulischen Möglichkeiten war nicht zu denken, zumal der Zweite Weltkrieg den Schulalltag unterbrach. Die harten und entbehrungs- reichen Nachkriegsjahre schoben einen Neubau und damit eine fachgerechte Unterbringung des Progymnasiums auf Jahre hinaus.

Der Landkreis Wolfach mit seinen 50.000 Einwohnern hatte nach dem Zweiten Weltkrieg keine höhere Schule. Das Progymnasium in Wolfach konnte ohne einschneidende Veränderungen die Möglichkeiten einer umfassenden schulischen Weiterbildung für die Heranwachsenden im Landkreis nicht übernehmen. Die Frage des Einzugsbereichs und des Transports der Schüler im ländlichen, strukturschwachen Gebiet stand ungelöst im Raum. Weiterführende Schulen lagen verkehrsmäßig äußerst ungünstig außerhalb des Kreisgebiets.

Der damalige Bürgermeister Hausachs, Eugen Heizmann, wollte die künftige höhere Schule des Landkreises in seine Stadt holen. Während Wolfach als Kreisstadt nicht zuletzt aus Prestigegründen für eine Ansiedlung der Schule am Ort plädierte schließlich hatte man das Progymnasium gegründet und fast 50 Jahre finanziert - argumentierte Hausach mit der zentralen Lage und den günstigeren Eisenbahnverbindungen, die in den Nachkriegsjahren entscheidend waren.

Die Verhandlungen zwischen Wolfach, Hausach und dem sübadischen Staatspräsidenten Leo Wohlleb zogen sich hin. Nach langwierigen Auseinander- setzungen hatte der rührige Bürgermeister Heizmann erreicht, daß am 3.5.1949 das Ministerium des Kultus der badischen Regierung dem zentralgelegenen Ort Hausach die höhere Schule zusprach. Alle Proteste der Wolfacher für die Kreisstadt war die Verlegung ein schmerzlicher Verlust - fruchteten nicht. Obwohl sofort nach Bekanntwerden der Entscheidung mit den Plan- ungen für den Bau einer Schule begonnen wurde, hielt auch in Hausach das Provisorium an, da die Stadt vorerst nur behelfsmäßig Unterrichtsräume in der Volksschule und im Herrenhaus einrichtete.

Der Schulalltag begann im September 1949. Am 12.9. konnten sich die Schüler für die Klassen Sexta bis Obersekunda (11. Klasse) anmelden. Drei Tage später folgte für 205 Schüler und neun Lehrkräfte der erste stundenplanmäßige Unterricht.

Mit der Leitung des Progymnasiums wurde Studienrat Benno Volk beauftragt, der am 7.9.1949 seinen Dienst antrat. Am 12.9. kam als zweite Lehrkraft Studienrat Hans Winter hinzu. Dr. Eugen Renner, der nach dem Krieg die Bürgerschule in Wolfach bleitete, und Studienrat Johann Klessinger übernahm die Kultus- verwaltung aus Wolfach. Bis zum 22.9. erweiterten die
Studienräte Ernst Beyer, Otto Wild, Heinrich Althardt, Ernst Knoch und Alfons Irslinger als Lehrer der ersten Stunde das Hausacher Kollegium. Die erste weibliche Lehrkraft war Mathilde Hollerbach. Durch ministeriellen Erlaß vom 13.12.1950 erhielt die Schule die Bezeichnung "GYMNASIUM HAUSACH", gleichzeitig wurde Benno Volk zum Oberstudiendirektor ernannt.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln trieb die Stadtverwaltung den Bau des Gymnasiums voran, mit dessen Planung Dipl. Ing. Kuno Wilderer, Karlsruhe, und Architekt Bernhard Stehle, Hausach, beauftragt wurden. Sie legten am 19.6.1950 in einer Bürger- versammlung ihre Pläne vor. Die Baukosten trug die Stadt Hausach zum größten Teil selbst. Geringe Kreiszuschüsse und Spenden des Hauses Fürstenberg, das z.B. das gesamte Bauholz stiftete, unterstützten sie in ihrem Bemühen.

Am 5.7. 1950 begannen die Bauarbeiten. Bereits am 17.3.1951 war der Rohbau fertiggestellt, so daß am 3.4. Richtfest gefeiert werden konnte.

Staatspräsident Leo Wohlleb, Ministerialrat Kiefer vom Kultusministerium, der Prinz von Fürstenberg, Landrat Heß und die Lehrerkollegien der Hausacher Schulen sowie zahlreiche Hausacher Bürger zählten zu den Gästen, die dem Richtspruch des Zimmermeisters Franz Welle beiwohnten. Bürgermeister Heizmann dankte während der Feierstunde, die von der Hausacher Stadtkapelle und Schülerchören musikalisch gestaltet wurde, allen beteiligten Handwerkern für ihre rasche Arbeit. Direktor Volk würdigte das Engagement der Stadt Hausach, das sie für die jüngere Generation auf sich genommen habe. Staatspräsident Wohlleb und Landrat Heß lobten das Gebäude als modernsten Schulbau Südbadens.

Schon im September wurde im neuen Westflügel unterrichtet. Am 30.12.1951 konnte die Bevölkerung beim "Tag der offenen Tür" die neue "Erziehungs- stätte" begutachten, die in den Lokalteilen der Zeit- ungen hochgelobt wurde wegen ihrer Modernität. Das Amtliche Nachrichtenblatt anerkannte "Zweckmäßigkeit und Schönheit des Bauwerkes und den Mut und Unternehmergeist, den die Stadtverwaltung mit der Erstellung des Gymnasiumgebäudes erwies."

Die Fachräume für Chemie, Physik, Musik und Biologie waren für die damalige Zeit vorbildlich. Sie sollten zusammen mit den 12 Schulzimmern rund 300 Schüler aufnehmen. Im Untergeschoß war eine Küche und ein Speisesaal vorgesehen, auf dem Dachfirst errichtete man ein Podium für Sternkunde. Lediglich eine Aula und eine Turnhalle fehlten, aber auch für diese Projekte lief bereits die Planung. Bei größeren Veranstaltungen benutzte man den Musiksaal oder wich in den Hirschsaal aus.


Notwendige Erweiterungen

Bis zu Beginn der 60er Jahre reichten die Räume des Gymnasiums noch aus, dann allerdings stieg die Schülerzahl rapide an - die erste Erweiterung der Schule war fällig. Die Stadt Hausach, die im Jahre 1959 die Stadthalle als Turn- und Festhalle neben dem Gymnasium erstellt hatte, nahm diese Aufgabe in Angriff, um auf provisorische Klassenräume in der Volksschule und im Keller der Turnhalle verzichten zu können. Im November 1964 wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Nach zweijähriger Bauzeit bezog das Gymnasium Hausach am 1.12.1966 (Beginn des 2. Kurzschuljahres) sechs weitere große Klassenzimmer
und eine Aula. Der Erweiterungsbau schuf Platz für eine Umgestaltung der Verwaltungsräume. Lehrerzimmer, Direktorenzimmer, Sekretariat und Stellvertreterzimmer lagen jetzt auf einer Etage nebeneinander.

Schwierigkeiten ergaben sich beim Erweiterungsbau mit der Aula, die als Betonwanne unter dem Grundwasserspiegel lag und deshalb wegen Haarrisse ständig unter Wasser stand. Erst eine allmähliche Selbstversinterung ( Kalkiösung im Zement ) stopfte diese Risse.

Bald zeigte sich, daß die Unterrichtsräume auch jetzt nicht ausreichten. Bis Ende der 60er Jahre hatte sich die Schülerzahl im
Vergleich zu 1950 mehr als verdreifacht, ein Ende des Anstiegs war nicht abzusehen. Ein Gutachten vom 11.8. 1969 bestätigte, daß im Landkreis Wolfach die Übergänge aufs Gymnasium bei 14,4% lagen, während Südbaden einen Schnitt von 22,8% aufwies. Man rechnete bis Mitte der 70er Jahre mit einer Schülerzah um 950, die sich auch tatsächlich ergeben sollte. Von seiten der Schule wurde gefordert, daß der kommende Neubau endgültig die generellen Schwierigkeiten bei der Unterrichtsgestaltung ( was Fachräume, Fahrschüler, Verkehrszeiten und Entfernungen betraf ) des Gymnasiums als ländliche Ausbildungsstätte beheben müsse.

Erneut kamen auf die Stadt Hausach enorme Baukosten zu. Zur Planung, die noch unter Bürgermeister Heizmann anlief, wurden auch Lehr- kräfte beratend hinzugezogen. Unter dem neuen Bürgermeister Manfred Kienzle vergab der Stadtrat 1970 die ersten Aufträge an die Firmen, die im April mit den Arbeiten begannen. Der Durchbruch zum alten Gebäude erfolgte in den Sommerferien 1971 und bereits am 18.11. 1971 feierte man Richtfest. Nach über zwei Jahren wurde der "Betonklotz", wie die damalige Schülerzeitung "Tintenfaß" kritisch anmerkte, bezogen.

Fachräume für Physik, Chemie, Biologie und Kunsterziehung sowie eine Turnhalle, die bei größeren Veranstaltungen als Aula dient, vervollständigten das Raumangebot. Im Altbau richtete man ein Sprachlabor ein. Von 1950 bis 1974 hat das Gymnasium an Bau- und Einrichtungskosten insgesamt 6.746.000 DM verschlungen. Der erste Bauabschnitt 1950 - 1952 kostete 500.000 DM, der zweite 1965 - 1968 1.196.000 DM, der dritte 1970-1974 4.230.000 DM. Außer der Bausumme von 5.926.000 DM hat die Stadt für Einrichtungen 820.000 DM bereitgestellt. Während das Land 2.405.000 DM an Zuschüssen beisteuerte, investierte die Stadt Hausach ein Eigenkapital in Höhe von 4.341.000 DM.